Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V.

ort
Luisenstraße 116
42103 Wuppertal

_Saxophone
_Klavier/Orgel



Der Wuppertaler Free Jazz der späten sechziger und frühen siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts, an dessen Verbreitung Bernd Köppen neben Peter Brötzmann und Peter Kowald wesentlichen Anteil hatte, gilt inzwischen weltweit als unverkennbarer Jazzstil dieser Epoche. Seitdem sind über dreißig Jahre vergangen und über alle Kontinente hinweg hat sich eine unglaubliche Vielfalt an freier Musik etabliert, deren Ursprung bei den Wuppertaler Protagonisten zu finden ist.
Köppen, der seit den Anfängen seinen inzwischen unverkennbaren Personalstil ständig weiter entwickelte und verfeinerte, hat in dem jüngeren Saxophonisten Bär einen kongenialen Partner gefunden. Beide Musiker sind gleichermaßen dem Jazz als auch den europäischen Musikformen in einer Weise verbunden, die ihnen sowohl kommunikative Freiräume eröffnet als auch spieltechnische Grenzen überwinden lässt. Der Reiz ihrer Musik begründet sich schließlich in der gekonnten Verbindung beider Idiome. Durch subtile Interaktionen, mit impulsiver Frische und spontaneität erreichen die Musiker eine solch hohe Intensität und formale Geschlossenheit, dass dem gemeinsamen Spiel eine fast zeitlose Gültigkeit anhaftet.




Die Presse:
Frank Becker
Remscheid. "Flüchtig" darf man den frei improvisierten kammermusikalischen Jazz des aus der innovativen Jazz Szene gewachsenen Duos Andreas Bär (Saxophone) und Bernd Köppen (Klavier) getrost nennen. Denn so, wie er die beiden kongenial arbeitenden Musiker anfliegt, geäußert wird und sich nach dem Weg vom Instrument zum Ohr auch gleich wieder auflöst, ist er ein Produkt des Moments. Andreas Bär, einer der hervorragendsten Saxophonisten und Komponisten der Szene und Bernd Köppen, Organist und wegweisender Pianist der freien Jazz-Szene, haben sich 2004 zum Duo zusammengeschlossen.
Die Musik, die sie machen, ist nicht aufgeschrieben, es gibt kein Konzept, keine Absprachen. Was man hört, ist freie Improvisation reinsten Wassers. Sie entsteht und vergeht im gleichen Augenblick - einmalig und unwiederholbar. Ist das nicht ein Jammer angesichts der wunderbaren Ergebnisse? "Man muß auch loslassen können", kommentierte Andreas Bär lächelnd. Aufbauend auf geläufig erscheinenden Grundgedanken entwickeln Bär und Köppen einen Dialog, der sich harmonischer Muster, rhytmischer Komplexität und völlig freier Formen bedient. So legt Bär am Tenorsaxophon Ben Webster ähnliche Melodiephrasen vor und Köppen steigt ein - formuliert mit Bär Mainstream. Dann lösen sie die Form radikal auf, gehen an die Grenze des akustisch Erträglichen - und finden wieder zurück zur Harmonie. Es gibt Wechselbäder aus Kakophonien, bei denen Bär die Tenor-, Alt- und Sopransaxophone überbläst und Köppen mit den beinahe uferlosen Möglichkeiten seiner Tasteninstrumente experimentiert, und Jazzharmonien und Phrasierungen, die ein Gleiten durch unendlich scheinende musikalische Räume sind........

Eingespannte Seele Wuppertal. Andreas Bärs Saxophonspiel weckte in seiner zwingenden, expressiven Energie Assoziationen an optische Vorgänge, aber auch an die Stimme der zwischen Schmerz und Höhenflug eingespannten menschlichen Seele. Dieser Antwortet das exzellente Spiel von Bernd Köppen auf dem E-Piano, die unendlichen Stufen der elektronisch veränderlichen Klangfarben auslotend: leise nachrieselnde Saitenschwingungen und verzerrt klirrendende Blockschichtungen, auf der Stelle bebende Dumpfheit und übereinander fallende Cluster, entspannende Melodik und ausdrucksvolles Verstummen.
In diese Klangräume spielt Andreas Bär die rauhe, von dissonantisch gebrochenen Farben umhüllte Poesie seiner Saxophone hinein und lässt alle Facetten menschlicher Empfindungen aufklingen. Das Geben und Nehmen der beiden Meister der Free Jazz-Szene in Wupperteal faszinierte die Zuhörer, die so in den Bann der Nähe von akustischen und optischen Empfindungen gezogen wurden.

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