Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V.

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42103 Wuppertal



Die Saat geht auf

Allen Unkenrufen unserer Jazzobristen zum Trotz, die ihn so gerne in der historischen Schubladen verschwinden lassen möchten, gibt es heute auf der Welt mehr Free Jazz als jemals zuvor, und immer wieder zeigt sich die Kraft und Unverwüstlichkeit dieser in den 60er-Jahren aus musikgeschichtlicher Notwendigkeit im Jazz, neuen entstandenen Spielweisen.



Es ist weit mehr als „improvisierte Musik“, was SoKo Steidle, ein Quartett bestehend aus Henrik Walsdorff (Altsaxophon), Rudi Mahall (Bassklarinette), Jan Roder (Bass) und Oliver Steidle (Schlagzeug) bei dieser Produktion anzubieten haben. Es ist alles improvisiert – Free Jazz im wahrsten Sinne des Wortes, und ein ebenso eklatantes wie erstklassiges Beispiel für diese Musik.

Die nicht vorhandenen Themen werden hier ersetzt durch signifikant eingebrachte Motive, die blitzschnell aufgegriffen werden. Dabei gelingen dem Quartett eine Reihe in sich stimmiger Stücke von unterschiedlichem Charakter in verschiedenen Tempi und variabler Rhythmik, deren besonderes Qualitätsmerkmal in einer erstaunlichen Durchgängigkeit und aufrecht erhaltenen Spannungsbögen besteht. Die somit erfüllten anspruchsvollsten Kriterien der musikalischen Imrovisation werden indes übertroffen von etwas, was die Vier vom Jazz gelernt haben, und worauf es in dieser Musik ankommt: Sie spielen zusammen wie die Teufel und swingen wie Motherfucker.

Um so etwas zu schaffen bedarf es außer Talent, Fleiß und Hingabe an die Sache nicht zuletzt der Fähigkeit, sich zusammenzufinden – das heißt, eine optimale personelle Kombination im Ensemble zu haben, was hier in hohem Maße erreicht ist.

Nach diesem geglückten Start somit frohes Schaffen und ein langes Bestehen für SoKo Steidle.

Berlin/Sept 2007 Alexander von Schlippenbach