Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V.

ort
Luisenstraße 116
42103 Wuppertal


Musik_Kunst_Tanz
Griechische KünstlerInnen 4 Tage im ort



Liebe Mitglieder und Freunde der Peter Kowald Gesellschaft/Ort e.V.,
Am 21. April 2009 wäre Peter Kowald 65 Jahre alt geworden. Seit 2004 veranstalten wir rund um dieses Datum alljährlich kleine Festivals. Anders als die übers Jahr verteilten Einzelveranstaltungen bietet ein Festival in besonderer Weise Gelegenheit, an das Wirken Peter Kowalds in Wuppertal und der Welt nicht nur zu erinnern, sondern es in seinem Sinne weiterzuführen. In diesem Jahr laden wir also zum sechsten Mal zu „4 Tagen im ort“ ein und folgen dabei den Spuren, die die Auseinandersetzung mit der Kunst und den Künstlern Griechenlands im Leben Peter Kowalds hinterlassen hat. Peter Kowalds Liebe zu Griechenland ist schon früh in seiner Biografie verwurzelt. Bevor er sich seiner professionellen Laufbahn als Musiker widmete, studierte er zunächst Alt- und Neugriechisch. Seine erstaunliche Sprachbegabung verhalf ihm schnell zu einer profunden Sprachkenntnis und ermöglichte ihm Tätigkeiten als Dolmetscher und Übersetzer zeitgenössischer griechischer Dichtungen. Ende der 1970-er Jahre richtete er sich mit Freunden ein bescheidenes Domizil am südlichen Zipfel des Peloponnes ein. Seine Neugierde und Offenheit anderen Kunstsparten gegenüber und nicht zuletzt die Beziehung und spätere Ehe mit der Malerin Irini Bratti führte Kowald zu Bekanntschaften mit namhaften griechischen Künstlern, mit denen er zeitlebens vielfache Kooperationen einging.

Das Festivalprogramm wurde möglich durch die freundliche Unterstützung des Kulturbüros und der Stadtsparkasse Wuppertal. Außerdem bedanken wir uns bei allen privaten Sponsoren aus den Reihen unserer Mitglieder, die mit kleinen und größeren Spenden zum Gelingen des Festivals beigetragen haben.

Das Programm:






Musik_Gunda Gottschalk
Tanz_Toula Limnaios
Es spricht_Anne Katrin Reif


Irini Bratti Toula Limnaios

Beide Künstlerinnen wurden 1963 in Griechenland geboren – die Malerin Irini Bratti in Patras, die Choreografin und Tänzerin Toula Limnaios in Athen. Beide kannten und schätzten sie Peter Kowald – Bratti als Weggefährtin und spätere Ehefrau, Limnaios als Partnerin bei Live-Improvisationen mit Peter Kowald und Konrad Bauer. Gemeinsam gestalten sie nun den Eröffnungsabend der diesjährigen 4 Tage im ort. Gunda Gottschalk begleitet die Tanzperformance mit Improvisationen auf der Violine.

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Gast: Günter "Baby" Sommer

Foto: Helmut Steidler


Foto © Johanna Diehl

Die Sängerin und Komponistin von Musiken für Theater, Tanz und Videowerke Savina Yannatou trifft sich mit ihrem Wunschpartner Günther Pitscheider auf der Basis gemeinsamer Improvisationserfahrungen mit Peter Kowald, wobei ihre künstlerischen Ausrichtungen höchst unterschiedlich sind. Gemeinsam waren Yannatou und Pitscheider, der unter anderem an Kowalds Projekt „365 Tage am ort“ mitarbeitete und seit 1998 Mitglied der in Wuppertal beheimateten Tanztheatergruppe T.M.T.4.2 ist, zuletzt 2006 im Duo Xong zu hören.


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Griechische Rembetiko-Musik im ort und griechisches Essen vom Holzkohlegrill


Nikos Papadopoulos_Bouzouki, Baglama, Gesang
Nikos Palagas_Gesang, Geige
Epaminondas Ladas_Bouzouki
Christos Papachristos_Gitarre, Panflöte, Kaval, Ney, Gesang
Nikos Skafidas_Geige, Gesang

Während wir auf dem Gehsteig vor dem Haus Luisenstraße 116 Souvlaki grillen, Retsina und Tsipouro ausschenken, wird im ort der Rembetiko lebendig, wie ihn Ta Mourmourakia auffassen.

www.mourmourakia.com


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Antonis Anissegos_piano
Yorgos Dimitriadis_drums
Floros Floridis_reeds


Der ort begrüßt einen alten musikalischen Weggefährten Peter Kowalds: Es war Floros Floridis, der gemeinsam mit Kowald und dem Dresdner Schlagzeuger Günter „Baby“ Sommer in den 1970-er Jahren als Pionier die frei improvisierte Musik in Griechenland bekannt machte. Seit er 1979 mit dem Pianisten Sakis Papadimitriou die erste durch und durch improvisierte griechische Free Jazz Session aufnahm, ist es Floridis ein Anliegen, andere griechische Musiker auf dem Weg zur freien Musik zu bestärken. Jüngster Ausdruck dieser Einstellung ist sein Trio Grix.



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Programm PDF >

Aktuelle Programmerweiterung! des diesjährigen Festivals "4 Tage im ort":

Günter "Baby" Sommer hat spontan sein Kommen für Freitag, den 24. April, angekündigt. Er wird als Überraschungsgast den Abend eröffnen und mit Savina Yannatou und Günther Pitscheider in einen musikalischen Dialog treten.

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Weitere Informationen zu den einzelnen Künstlern (in alphabetischer Reihenfolge):

Irini Bratti studierte ursprünglich Politische Wissenschaften und Soziologie in Athen sowie Pädagogik in Patras, bis sie 1992 die Sommerakademie des Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen bei Leiko Ikemura besuchte und sich in der Folge bis 2000 in Wuppertal ansiedelte. Ausstellungen außerhalb Deutschlands führten sie nach Belgien, Frankreich, Spanien, Griechenland, Schweden und in die USA.
Heute lebt und arbeitet Irini Bratti – unter anderem als Mallehrerin – wieder in ihrer Geburtsstadt.

Gunda Gottschalk, geboren 1969, spielt improvisierte und zeitgenössische Musik und bringt ihre Klangarbeit in Verbindung mit Tanz, Theater, Film, Komposition, Bildender Kunst und Literatur. Solotourneen führten die Musikerin bereits quer durch die USA. Zudem ist sie europaweit auf Festivals für zeitgenössische und improvisierte Musik vertreten und gastiert regelmäßig auf dem Avantgarde-Festival „visions“ in New York.
Ihr klassisches Violinstudium bei Johannes Prelle und Susanne Imhof an der Staatlichen Hochschule für Musik im Rheinland ergänzte Gunda Gottschalk durch Meisterkurse und Privatstudien bei Stefan Picard, Antje Weithaas, Sascha Bron und Angelika Budde.
Seit 1991 ist Gunda Gottschalk Mitglied bei Partita Radicale, einem Quintett für Neue und improvisierte Musik. 1994/95 begegnete die Geigerin Peter Kowald, musizierte während der „365 Tage am Ort“ in dessen Ort-Ensemble und spielte mit wichtigen internationalen Solisten der improvisierten Musik. Zwischen 1995 und 2002 bildete sie gemeinsam mit Xu Feng Xia das Basistrio von Peter Kowalds Global-Village-Ensemble, das in Besetzungen bis zum Sextett in Europa und den USA konzertierte.
Seit 1995 arbeitet Gunda Gottschalk mit dem belgischen Bassisten Peter Jacquemyn. Ihre Duo-CD „e pericoloso sporgersi“ wurde 2001 vom Nachwuchsforum der Gesellschaft für Neue Musik und dem Ensemble Modern ausgezeichnet. 1998 gründete sie mit Isabelle Duthuit und der französischen Pianistin Christine Wodrascka das Trio KRIZDA, das seitdem vor allem in Frankreich auftritt. Gemeinsam mit Thomas Beimel erhielt Gottschalk 1999/2000 ein Arbeits- und Produktionsstipendium der NRW Filmstiftung, dessen Ergebnis das Hörspiel „Das Paradies“ war.

Für das Trio Grix hat sich der 56-jährige Musikveteran Floros Floridis mit seinem Altsaxofon, der Bass- und Kontrabassklarinette mit zwei überaus talentierten jüngeren Musikern aus seiner Heimatstadt Thessaloniki zusammengetan: Der Pianist Antonis Anissegos (* 1970) und der Schlagzeuger Yiorgos Dimitriadis (* 1964) leben heute beide in Berlin, wo Floridis auch häufig zu Gast ist.
Nach einer umfangreichen Ausbildung an verschiedenen europäischen Musikhochschulen komponiert und spielt der weitgereiste Anissegos heute Werke für Orchester, Kammerorchester und Theater in Europa und Asien.
Ex-Rocker Dimitriadis, von den Meistern des Jazzschlagzeugs Alan Dawson und Bob Moses zum Jazz bekehrt, begegnete bei von Floridis ausgerichteten Gigs in Thessaloniki der freien Musik. Zehn Jahre lang spielte er in Paris bei französischen Jazzgruppen, in jüngerer Zeit auch mit dem legendären Bassisten Sirone und mit dem Trio Grix, das 2008 die Debüt-CD „Sweet, Sour, Sharp & Soft“ veröffentlichte.

Die Choreografin und Interpretin Toula Limnaios wurde 1963 in Athen geboren, von wo ihre Familie im gleichen Jahr nach Belgien immigrierte. Nach ihrer Ausbildung in klassischem und modernem Tanz, Alexander- und Laban-Technik sowie einem Musikstudium in Brüssel arbeitete sie als Interpretin mit Claudio Bernardo, Régine Chopinot und als Assistentin mit Pierre Droulers. Schon während dieser Zeit choreografierte sie eigene Soli und setzte, nach einem Workshop bei Susanne Linke, ihre Ausbildung an der Folkwang-Hochschule bei Malou Airaudo, Jean Cébron, Lutz Förster und Dominique Mercy in Essen fort. Nach kurzer Zeit wurde sie Mitglied des Folkwang-Tanz-Studios unter der künstlerischen Leitung von Pina Bausch und arbeitete mit den Choreografen Rainer Behr, Stefan Brinkmann und Raffaela Giordano.
1996 gründete sie zusammen mit dem Musiker und Komponisten Ralf R. Ollertz und dem Lichtdesigner Franco Marri in Brüssel die cie. toula limnaios. Seit 1996 entstanden 18 abendfüllende Choreografien, mit denen Limnaios in Belgien, Italien, Polen, Deutschland, Frankreich, Zypern, Spanien und in der Schweiz gastierte. Eine aktuelle Tournee führte die cie. toula limnaios im März 2009 mit „reading tosca“ nach Ecuador und Spanien.

Günther Pitscheider wurde 1954 im sütirolischen Brixen geboren. Er arbeitet mit Menschen aus unterschiedlichen Kunstrichtungen – Musik, Tanz, Theater, Malerei – zusammen und konzertiert mit multikulturell zusammengesetzten Jazz- und Improvisationsformationen wie Quart-Z (Deutschland/Italien), Agora (Deutschland/Italien/UDSSR), b.b.b./w. (Belgien/Deutschland/Italien/Spanien), Investigation Routine (Deutschland/Italien).
1993-95 führten ihn erste Aufenthalte nach Wuppertal, wo er unter anderem an Peter Kowalds Projekt „365 Tage am Ort“ mitarbeitete. Seit 1998 ist er Mitglied der in Wuppertal beheimateten Tanztheatergruppe T.M.T.4.2.
Pitscheider entwickelt Filmmusiken ebenso wie Soundtracks zu Veranstaltungen. 2006 sah und hörte man ihn unter anderem beim Jazzfestival Moers und im Duo Xong mit Savina Yannatou, seine letzte Auftragsarbeit war Musik für ein Symposium Gerhard Koflers.

Anne-Kathrin Reif,*1960 in Mülheim/Ruhr, studierte Philosophie und Kunstpädagogik an der Universität GH Wuppertal und promovierte zur Dr. phil. Seit 1982 ist sie als Kulturjournalistin tätig, ab 2000 als verantwortliche Kulturredakteurin beim Remscheider General-Anzeiger.

Rembetiko, der griechische Blues, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in der multikulturellen Stadt Smyrna geboren. Von dort gelangte er im Zuge der Vertreibung der Griechen aus Kleinasien auf das griechische Festland. Die Überlebenden der gewaltigen Flüchtlingswelle bildeten ein verarmtes Subproletariat in den griechischen Vorstädten. Ihnen war nichts geblieben als die Musik ihrer Thekes, wie die Kneipen in Smyrna genannt wurden. Als Ausdruck bitterer Lebenserfahrungen ist Rembetiko bis heute sehr lebendig und populär.
Ta Mourmourakia, die sich 2006 anlässlich der Dreharbeiten des Kurzfilms „Bach und Bouzouki“ in München formierten, interpretieren Lieder unter anderem von so unvergesslichen Musikern der Rembetiko-Zeit wie Vambakaris, Papazoglou, Tsaous, Tsitsanis und Delia, die sie intuitiv erfassen und dabei Altes mit Neuem vereinigen.

Die Sängerin und Komponistin Savina Yannatou, geboren 1959 in Athen, ist eine angesehene Schöpferin von Musiken für Theater, Tanz und Videowerke. Ihre klassische Ausbildung absolvierte sie am Nationalkonservatorium von Athen und an der Guildhall School of Music and Drama in London.
1980 erschien ihre erste CD „Edo Lilipouli“ mit Kinderliedern, 1985 folgte „Nanourismata“ mit Schlaf- und Wiegenliedern. Daneben trat sie in Werken moderner griechischer Komponisten auf und machte sich einen Namen als Interpretin von Werken der Vorklassik. Seit 1983 führt sie mit dem Studio für Alte Musik Werke des Mittelalters, der Renaissance und des Barock auf historischen Instrumenten auf. Mit der CD „Aniksi sti Saloniki“ nahm sie sich 1995 der Tradition der sephardischen Musik an. Aus dieser Einspielung ging das Ensemble Primavera in Salonico mit Kyriakos Gouventas, Yannis Alexandris, Mihalis Siganidis, Harris Lambrakis und Kostas Theodorou unter der Leitung von Kostas Vomvolos hervor, das sich der Musik des Mittelmeerraums und des Mittleren Ostens widmet.
Gleichzeitig ist Yannatou eine namhafte Interpretin der klassischen Weltmusik und legte 2000 mit dem Album „Rosa das Rosas“ eigene Kompositionen für elektronische Musik vor. Im Filmprojekt „Der Raub der Sabinerinnen“ von Eve Sussman & The Rufus Corporation, das Anfang 2007 im Hamburger Bahnhof (Museum für Gegenwart in Berlin) gezeigt wurde, tritt sie als Sängerin auf. Ihr jüngstes, 2008 bei ECM erschienenes Album trägt den Titel „Songs Of An Other“.


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