Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V.

ort_Luisenstraße 116_42103 Wuppertal


Christian Thomé_dr, electr_Ralph Beerkircher_git, electr_Stephan Meinberg_tp, electr
Preisträger beim JazzArt-Festival Köln 2004





Christian Thomé_Schlagzeug, Elektronik_lebt in Köln; arbeitet u.a. mit seiner eigenen Gruppe "Radio Köber", im Trio mit Markus Stockhausen und Angelo Comisso, Jürgen Friedrichs "bits 'n pieces", mit den Bands "Lühning", "Mad Michel", "Nanoschlaf". Spielte u.a. mit Lee Konitz, Evan Parker, Peter Kowald, Michael Moore, Michel Godard, Achim Kaufmann, Guillaume Orti, Matthias Schubert, Rudi Mahall, Dhafer Youssef.

Ralph Beerkircher_Gitarre, Elektronik_lebt in Köln; leitet sein eigenes Quartett, ist Mitglied der Band "Novotnik 44" und arbeitet im Duo sowohl mit dem Pianisten Peter Fulda als auch unter dem Namen "Shraeng" mit dem Gitarristen Frank Wingold. Spielte u.a. mit Gerry Hemingway, David Liebman, Celiné Rudolph, Steven Bernstein, Nils Wogram, Moritz Eggert, Matthias Schubert.

Stephan Meinberg_Trompete, Elektronik_lebt in Hamburg; eigene Projekte u.a. "ViTAMiNE" , "Mold", "Heelium". Spielte u.a. mit Charlie Mariano, David Liebman, Matthias Schubert, Chris Speed, Han Bennink, Nils Wogram, Claudio Puntin, John Schröder, Steffen Schorn, Frank Gratkowski, Peter Herborn "Large" (mit Gary Thomas, Gene Jackson, etc.), Wolfgang-Schmidtke-Ensemble feat. Peter Brötzmann, OrkestROVA, NDR-Bigband (mit u.a. Maria Schneider, Vince Mendoza, Michael Gibbs).


Arnie Bolden
In der Jetzt-Zeit verzahnen sich kantig springende, gerne angezerrte Elektrogitarre, intelligentes Schlagzeug und farbenreiche Trompete, jeweils ohne Verzicht auf bisweilen angebrachte elektronische Modifikationen.
Expressive Spontanität und Virtuosität des Jazz, eckig komplexe Beats heutiger elektronischer Musik, Strukturdenken der europäischen Moderne, Räudigkeit des Rock sowie diverse Elemente etlicher anderer musikalischer Sprachen verschmelzen zu einem vital orginären, lyrischen und energiereichen Klangbild jenseits eingeschränkter Schubläden und normierter Abläufe.
Aus dem Moment heraus improvisierte, fliessend übergehend in detailliert geplante Passagen erzählen leise und laute Geschichten von Freud' und Leid und so einigem dazwischen.


Arnie Bolden, tu es! 
Ob als halbstarker Rocker, intellektueller Komprovisionist, 12-tönender Gouvernator, aufdringlicher Frauenheld oder Fall für die Psychatrie: all dies ist Arnie at his best.
 Entsprechend schwer tun sich die Biografen mit seiner Person. Sein Stammbaum ist verschollen, seine Herkunft alles andere als geklärt und sein Geburtsdatum ungewiss, entweder 1874, 1877 oder gar 1947. Auch über seinen Vornamen wird viel spekuliert, war es Arnold, Franz, Walter, Charles oder Joseph?
 Aber er lebt, so viel ist sicher, und wichtiger noch: er raggt wieder, mal super silent, dann very very. Arnie hat diese absolute, kalifornische Freiheit, seine Inspiration aus allen nur erdenklichen Quellen zu schröpfen. Hinzu kommt eine gehörige Portion zeitgenössischer Wahnsinn: die Elektroden noch am Kopf ligetimiert er die abwegigsten Präparationen und Versuchsaufbauten.
Don't do it, Arnie!, ließ ihm selbst ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl ausrichten. Doch dies bestärkte Arnie erst recht in seinen Absichten, und so spielt er lauter und leiser denn je seine semi-abstrakten Paraden auf unseren Straßen.
Don't do it, tu es, Arnie!



Die Presse über Arnie Bolden

Außergewöhnlich: ,,Arnie Bolden, tu es!“
Saarbrücken. Innerhalb weniger Monate hat sich Ralph Beerkircher in Saarbrücken bekannt gemacht – zunächst durch Auftritte mit dem HKS-Ensemble um Christof Thewes. Auf Einladung der ini-art-Initiative gastierte der hochkarätige Kölner Gitarrist nun mit seinem Trio unter dem merkwürdigen Nenner „Arnie Bolden, tu es!“ im ansehnlich besuchten Theater im Viertel.
Alleine schon die auf eine Bassstütze verzichtendeBesetzung aus E-Gitarre (Beerkircher), Trompete (Stephan Meinberg) und Schlagzeug (Christian Thomé) plus – dezent und pfiffig eingesetzte – Elektronik garantierte ein außergewöhnliches Klangerlebnis: filigran, hell und transparent. Saarbrücker Zeitung, 28.10.06, Stefan Uhrmacher


Kunstvolle Facetten
In perfektem Zusammenspiel woben die Drei einen kunstvollen Experimentaljazz, dem es dank unterschiedlichster Facetten an Abwechslung nicht mangelte. Da gab es melancholische Momente mit ausdrucksstarken Trompeten-Melodien und klangvollen Gitarren-Akkorden, ellenlange Passagen verquerster Stolper-Rhythmen und ebensolcher Figurationen, aber auch geradezu tanzwütig-funkige Grooves, die ganz aus dem eingefleischten wie spontanen Miteinander der Trio-Mitglieder wuchsen.
Bei der ungebürsteten Moderation und der Musik mischte eine gesunde Dosis Humor mit und machte selbst Komplexes leicht verdaulich. Das i-Tüpfelchen des starken Abends bildeten zahlreiche Soli, vorneweg Beerkirchers stets aufgeräumte Saiten-Fantasien und Meinbergs gleißende Trompetensignale. uhr


Arnie Bolden macht unerhörte Musik von einem anderen Stern
Wer ist Arnie Bolden? Die rund dreissig Gäste, die am Sonntagnachmittag in den Lahrer Stiftsschaffneikeller gekommen waren, wissen es. "Arnie Bolden" - eine Mischung aus Arnold Schwarzenegger und Jazzurvater Buddy Bolden - ist der Name eines hochexpressiven Jazztrios mit dem Drummer Christian Thomè, dem Trompeter Stephan Meinberg und Ralph Beerkircher aus Offenburg, mittlerweile einer der führenden Jazz-Gitarristen Europas.
Schon der erste Ton der Band elektrisiert und irritiert zugleich. Es ist ein langer, elegischer Seufzer auf dem Flügelhorn, begleitet von einem Reiben auf den Becken, von Pochen, Tropfen, isolierten Trommelschlägen. Beerkircher legt einen flauschig-weichen groove darunter. Es folgt eine kurze chromatische Linie, unisono von Gitarre und Blasinstrument gespielt, ein Thema, das bei "Diving - No Diving" - so heisst dieses Stück aus Beerkirchers Feder - immer wiederkehrt. Beerkircher verändert es, verziert es gefühlig, die Gitarre klingt nachblau und einsam. Zugleich drängen sich die Becken mit nervösen Zischen ins Ohr. Das Flügelhorn setzt zu einem animierenden Funk-Thema an, der Klang ist elektronisch verfremdet, schrummelt wie ein Fuzz-Bass und groovt wie die Bräute von Dr. Funkenstein. Irgendwann kippt das in hektischen Bebop, Meinberg lässt sein Instrument geradezu explodieren, dann fällt die Musik in einen wiegenden Zwei-Viertel-Rhythmus. Es ist eine faszinierende Bewegung, die nie aufhört, die bereits gehörtes da und dort erneut streift, dann Neuland sucht.
Ebenso faszinierend ist, wie die drei Musiker permanent die Balance verändern, sie neu austarieren und wieder weiter gehen. Bei "Stack Attack" haben wir wuchtige, stampfende Rhythmen, Beerkircher spielt ein Heavy-Metal-Riff, breit wie eine Hauswand, und lässt es dann in immer feiner ziselierte Bluesläufe münden. Das hat grosse Klasse. Thomé poltert dazu auf seinem Schlagzeug, dumpf, pluckernd, hohl, unruhig, und obwohl sein Rhythmus wie betrunken zu torkeln scheint, bringt er einen tollen Groove zustande, der treibt und schiebt, dabei unterstützt von der Trompete, die tiefste rhythmische Pupser von sich gibt, während Beerkircher seiner Gitarre Schiffsmotorstampfen, eine Polizeisirene, Kieksen und Quieken oder auch schlicht schönes Singen entlockt.
Weltraumklänge, ein Kinderxylpophon, angedeuteter Swing, Dröhnen, Ziselieren an der Hörgrenze, dann wieder knappe, kraftvolle bis brachiale Unisonoläufe, die in eine lastende Stille gestellt sind - immer überrascht diese Musik. Badische Zeitung, 31.10.06, Robert Ullmann

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