Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V.

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Klaus Frieler (Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar) im Gespräch mit Michael Rüsenberg


In Weimar, an der Jazzabteilung der Musikhochschule Franz Liszt, pflegen sie einen unglaublichen Schatz,
die Weimar Jazz Database. Aber sie sitzen nicht darauf, sie verschließen sie nicht, sie machen sie im Netz
zugänglich, jeder kann sich bedienen.

Es sind 300, im Frühjahr 2017, wenn das Projekt ausläuft, werden es 400 Jazz-Soli sein. Von Saxophonisten,
Trompetern, Posaunisten, Klarinettisten; Solisten an Harmonieinstrumenten (Gitarristen, Pianisten) kann die
entsprechende Software (noch) nicht verarbeiten.

Nun sind Transkriptionen von Jazz-Einspielungen nichts Neues - die Weimar Jazz Database aber übersteigt
alles bisher Gesammelte. Man kann den Jazz nun, bis auf den einzelnen Ton, aus zahlreichen Perspektiven beleuchten.

Der Jazz wird vermessen.

Welche Folgen hat das?

Wird der Jazz durch die vielen Daten entzaubert?

Wenn wir jetzt die „swing-ratio“ eines Musiker in jedem aufgezeichneten Stück kennen –
lässt sich die ewige Frage „Wer swingt besser?“ objektiv beantworten?

Was ergeben die „Ideenflussmodelle“, die in Weimar für jeden Musiker ermittelt werden können?

Bleibt noch Raum für die ästhetische Erfahrung des einzelnen Hörers?

Fragen über Fragen an Klaus Frieler, 49, Physiker und Musikwissenschaftler,
den mastermind in Weimar.
Es düfte kaum jemanden geben, der mehr zu sagen wüsste auf die Frage: „Was ist ein (Jazz)Ton?“